Archiv 2010

Die SVSW feierte am 19. und 20. November 2010 ihr 40 jähriges Jubiläum in Maienfeld

Pressemitteilung

Die Schweizerische Vereinigung der Selbsteinkellernden Weinbauern feierte am 19. und 20. November 2010 ihr 40 jähriges Jubiläum in Maienfeld.

Über 80 Weinbauern aus der ganzen Schweiz reisten zu diesem Anlass in die Bündner Herrschaft. Die Festlichkeiten begannen am Freitagmittag mit einem Steh-Lunch, an dem die Weine der verschiedenen Weingegenden der Deutschen Schweiz vorgestellt wurden. Der Besuch des Eisenbergwerks Gonzen am Nachmittag war sportlicher wegen seiner schwindelerregenden Treppen. Diese Besichtigung war äusserst interessant: die lärmenden Maschinen und die Beschreibung der harten Arbeit der Bergarbeiter für die Gewinnung des Eisenerzes zeigten den Weinbauern, wie schön es ist, an der frischen Luft und in einem idyllischen Rahmen arbeiten zu können.

Am Abend entdeckten die Weinbauern im eindrucksvollen Schloss Brandis Bündner Spezialitäten, begleitet von Weinen aus der Gegend.

Vor Beginn des Gala-Essens stellte Stadtpräsident Max Leuener den Teilnehmern Maienfeld vor.

Der Samstagmorgen war mehr protokollarisch mit der Generalversammlung, die ebenfalls im Schloss Brandis abgehalten wurde.

Zu Beginn stellte Dr. H.P. Ruffner, Präsident des Graubündner Branchenverbandes Wein, das Weingebiet Graubünden vor.

Anschliessend folgte der Bericht der Präsidentin Claude Bocquet-Thonney:

1970 trafen sich Weinbauern aus allen Schweizer Weingebieten an der Lausanner Messe „Comptoir suisse“; sie gründeten eine Vereinigung der selbsteinkellernden Weinbauern, um ihre Interessen zu verteidigen und für ihren Berufsstand zu werben. In den darauf folgenden Jahren wurden zur Wahrung der mehr regionalen Interessen kantonale Sektionen gegründet. Die Präsidentin begrüsste speziell die im Saal anwesenden Gründermitglieder und dankte allen Teilnehmern, dass sie zum Jubiläumsanlass nach Maienfeld gekommen sind.

Danach fasste sie die verschiedenen Ereignisse des Jahres 2010 zusammen. Im Januar nahm die Vereinigung zum ersten Mal an der Agrovina in Martigny teil, wo ProUva auf ihrem Messestand der SVSW freundlicherweise Platz zur Verfügung stellte. Dank der Anwesenheit der Vereinigung konnten die Kontakte mit den Mitgliedern verstärkt und auf zahlreiche Fragen geantwortet werden.

Die Präsidentin unterstrich den ausgezeichneten Kontakt mit dem Schweizerischen Weinbauernverband und dankte dessen Präsidentin Chantal Aeby-Pürro für die positive Zusammenarbeit. Claude Bocquet-Thonney nahm an verschiedenen Sitzungen des Komitees des SWV sowie am Abend der Parlamentarischen Gruppe Weinbau teil, an dem über sechzig Parlamentarier anwesend waren. Die Stellungnahme zur Vernehmlassung bezüglich die Gesamtrevision des Alkoholgesetzes wurde gemeinsam ausgearbeitet. Dieser Gesetzesvorschlag wurde zurückgewiesen, da gemäss des gesamten Weinsektors Wein und Bier nicht im gleichen Gesetz wie die destillierten Alkohole behandelt werden sollten.

Dieses Jahr wurde im Weinsektor ein entscheidender Schritt unternommen, da im Frühjahr ein neuer Schweizer Branchenverband für Rebe und Wein gegründet wurde. Er umfasst die regionalen Branchenverbände sowie die nationalen Berufsorganisationen. Die selbsteinkellernden Weinbauern erhielten einen Sitz im Komitee sowie an der Delegiertenversammlung. An der Generalversammlung vom 6. September 2010 wurde eine nationale Werbekampagne angenommen mit einem Budget von CHF 2.5 Millionen, die halb vom BLW und halb vom Weinsektor finanziert wird. Der Weinsektor verlangte, dass die Selbsthilfemassnahmen (Abgabe von CHF 45.50/ha und CHF 0.55/100Kg) als verbindlich erklärt werden sollen.

Die Webseite der Vereinigung (asvei.ch) wurde neu gestaltet, und die Sektionen wurden aufgefordert, das Sekretariat über Veranstaltungen, an denen selbsteinkellernde Weinbauern teilnehmen, mitzuteilen.

Die Umfrage betreffend die Organisation einer Weinmesse mit Direktverkauf für die unabhängigen selbsteinkellernde Weinbauern wurde von circa sechzig Mitgliedern beantwortet. Vierzig Weinbauern erklärten sich bereit, sich mit einem Stand zu beteiligen. Angesichts dieses Interesses kontaktierte die Präsidentin die Organisatoren der Weinmessen der Unabhängigen Weinbauern Frankreichs, da sie über eine mehr als dreissigjährige Erfahrung verfügen. Sie arbeiteten ein Organisationsschema für eine derartige Messe aus, die in den nächsten Jahren realisiert werden könnte.

Schweizer selbsteinkellernden Weinbauern nahmen am 15. Februar 2010 an der Pariser Weinfachmesse der Unabhängigen Weinbauern Frankreichs mit einem Kollektiv- und zwei Einzelständen teil, die von der SVSW mitfinanziert wurden. Die nächste Weinmesse findet am Montag, den 7. März 2011 statt.

Dank der CEVI (Confédération Européenne des Vignerons Indépendants) sind Schweizer Weinbauern auch auf europäischer Ebene aktiv:

Eine Delegation der CEVI traf am 6. Mai 2010 den Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Dacian Ciolos, um die CEVI, ihre Mitglieder und ihre Tätigkeit zu präsentieren. Die Weinbauern drückten ihre Besorgnis über die vorgesehene Aufgabe der Pflanzungsrechte aus und unterstrichen die Bedeutung der Familienbetriebe für die europäische Landwirtschaft. Dieser letzte Punkt wurde erhört: Dacian Ciolos bestätigte in der Mitteilung der Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik GAP, dass die kleinen Betriebe einen wichtigen Beitrag zur europäischen Landwirtschaft leisten und deshalb mehr geschätzt und unterstützt werden sollten.

Die CEVI sandte den Abgeordneten der Europäischen Agrarkommission ein Dokument mit Erklärungen bezüglich die Befreiung von der zwingenden Angabe von Kalorien und Zutaten auf Weinetiketten. Der Ministerrat muss dazu noch vor der zweiten Lesung im Parlament Stellung nehmen. Die endgültige Verordnung wird nicht vor Ende 2011 in Kraft treten – ein Schritt in eine positive Richtung.

Hinsichtlich der zwingenden Angabe der Allergene (Milch- und Eierbasis) auf Weinetiketten war es bereits gelungen, die Anwendungsfrist bis Ende Dezember 2010 hinauszuschieben. Um die Ergebnisse der unter der Aufsicht der OIVV (Internationale Organisation für Reben und Wein) gegenwärtig unternommenen Studien auswerten zu können, verlangt der Weinsektor eine erneute Verlängerung der Angabefrist bis zum 30. Juni 2012. Es geht darum, eine vollständige Befreiung von der zwingenden Angabe der Allergene auf „Milch und Eier-Basis“ zu erwirken.

Dieses Jahr startete die CEVI auch das Projekt „Mowine“: Diese Austauschplattform ermöglicht jungen Weinbauern, ein Praktikum bei einen unabhängigen Weinbauern eines anderen Mitgliedlandes zu absolvieren; die entsprechenden Kosten werden von der Europäischen Union getragen. Die ersten Austausche fanden im Frühling statt, mit sehr positiven Ergebnissen sowohl für die Praktikanten als auch für die Gastgeber, diese neuen, sehr guten Kontakte werden von allen aufrecht erhalten.

Claude Bocquet-Thonney erklärte, dass die CEVI im Jahr 2012 ihr zehnjähriges Bestehen feiern wird. Für diesen Anlass schlägt sie einen grossen Wettbewerb vor, um die Aufmerksamkeit auf die unabhängigen Weinbauern und ihre Weingegenden zu lenken. Zur Finanzierung dieses Projekts werden jetzt Partner gesucht.

Anschliessend präsentierte der Kassier Philippe Rossier die Jahresrechnung, die einstimmig angenommen wurde.

Das 40 jährige Jubiläum war eine gute Gelegenheit Heinz Angelrath, der bis zum Frühling 2010 im Komitee als Präsident der Sektion Bieler See aktiv war, zu danken. Für seine Mitarbeit im Komitee erhielt er ein schönes Buch über die Weinberge der ganzen Welt sowie einige Flaschen Wein.

Vizepräsident Jean-Denis Perrochet dankte danach der Präsidentin Claude Bocquet-Thonney für ihren dynamischen Einsatz bei der SVSW und überreichte ihr eine Schachtel mit Schweizer Wein gefüllter Pralinen !

Nach dem administrativen Teil der Versammlung präsentierte die Firma Univerre ProUva als Hauptpartnerin ihre Geschäftsphilosophie.

Anschliessend erklärten Nicolas Schenk (BAG) und Fréderic Rothen (BLW) das „Cassis-de-Dijon-Prinzip“ in Bezug auf landwirtschaftliche Produkte und speziell den Weinsektor. Sie beantworteten zahlreiche zu diesem etwas heiklen Thema gestellten Fragen. Ausserdem gaben sie einige Hinweise, wie sich die selbsteinkellernden Weinbauern gegen für sie unannehmbare önologische Verfahren schützen könnten. Die einfachste Lösung wäre, in den AOC Pflichtenheften festzulegen, was erlaubt bzw. verboten ist. Dagegen ist es schwieriger, Weine ohne AOC zu schützen.

Die Präsidentin dankt den Vortragenden für die interessante Debatte und kündigt die nächste Generalversammlung an, die zwischen dem 15. und 17. November 2011 am Bieler See stattfinden soll.

Zum Abschluss dieser Versammlung erhielten die eingeladenen Gäste und die anwesenden Mitglieder einige nützliche Geschenke als Andenken: eine zusammenfaltbare Plastiktasche - mit dem Logo der Vereinigung -, die man zum Kühlen von Weinflaschen mit Eiswürfeln füllt. Ein anderes Geschenk waren Einkaufstaschen aus rezykliertem PET, dekoriert mit Weinblättern und dem Slogan: „Beim selbsteinkellernden Weinbauern prägt das Terroir den Wein bis zum Glas“ in den vier Schweizer Nationalsprachen. Die Präsidentin Claude Bocquet-Thonney erklärte, dass jedes Mitglied der Vereinigung 10 Einkaufstaschen erhalte, die an einem im nächsten Zirkularbrief angegebenen Ort abgeholt werden können. Diese Einkaufstaschen sollen der Beruf des selbsteinkellernden Weinbauers überall sichtbarer machen - nicht nur bei Kunden, die daran gewöhnt sind, in privaten Weinkellern einzukaufen. Wenn diese Einkaufstaschen Anklang finden, können zusätzliche Taschen zum Verteilen an Kunden hergestellt werden.

Nach dem offiziellen Teil wurde im Brandiskeller ein Aperitif serviert, bevor sich die Teilnehmer zu Weinbauern in Maienfeld und Umgebung zum Mittagessen und Kellerbesichtigungen begaben.

Generalversammlungen sind privilegierte Anlässe, an denen Weinbauern aus verschiedenen Gegenden miteinander diskutieren und dabei die Weine aus anderen Gegenden entdecken können.

Im Grunde ist Graubünden nicht so weit entfernt – vor allem wenn man in netter Gesellschaft mit guten Weinen und Käse bequem im Bus reisen kann !

 

Claude Bocquet-Thonney
03.12.2010